Seit mehr als 800 Jahren gibt es eine Siedlung an der Schlei, die den Namen Stubbe trägt. Man weiß das so genau, weil hier einst Mönche lebten, die dem Bischof von Schleswig unterstanden. Das Gebiet befand sich also im Besitz der Kirche, und die hat, wie es sich für ein hart kalkulierendes Unternehmen gehört, Buch geführt.
Weil dieses von Gott gesegneten Stück Schlei reich an Wald, Wild und Fisch war, weckt es irgendwann das Interesse des Bischofs selber. Die älteste noch existierende Urkunde nennt 1332 Helmbrecht von Visbeke als Eigentümer, der sich seiner guten Pfründe erfreute.
1332.Der bischöfliche Vogt zu Stubbe kassiert die Abgaben seiner Untertanen in Form von Naturalien: Getreide und Vieh und Fisch. Wild jagt der Bischof in seinem Revier selbst.
Damals, im dunklen Mittelalter, verliert das Land jedoch bald seine Unschuld. Missernten, Überschwemmungen, Seuchen und Kriege verheeren die Schlei-Region. Stubbe bleibt nicht verschont, obgleich das Stiftsgut mittlerweile über ein „Schloss“ und eine hölzerne Fluchtburg verfügt.
Ein gewisses Maß an Ruhe tritt erst wieder ein, als 1507 Gottschalk von Ahlefeldt zum Bischof, und damit zum neuen Herrn von Stubbe gewählt wird. So bedeutend ist dieser Mann, dass er sogar die Reformation übersteht und bis zu seinem Tod im Schleswiger Dom Gottesdienst für Katholiken wie für Protestanten abhalten darf.
1524. Der Adel gelangt in den Besitz der Patrimonial-Jurisdiktion, wird damit Richter seiner Untertanen. Das bereitet den rechtlichen Boden für die Leibeigenschaft vor.
1543. In Schwansen gibt es 16 adelige Güter. Unter ihnen nimmt Stubbe mit „22 Pflügen“ eine mittlere Größe ein.
Der gemeinsame Glaube hält die nun herrschende Schleswig-Holsteiner Ritterschaft nicht davon ab, ihre Fehden mit Rauben, Schlagen, Erhängen, Vergiften und Prozessieren auszutragen. Die vielen, über das Land verteilten Güter werden von ihren adeligen Besitzern geführt wie kleine Fürstentümer, in Leibeigenschaft und mit der Knute.
Ab Mitte des 16. Jahrhunderts verdrängt der Adel die Kirche als Besitzer auch in Stubbe. Es sind im weiteren Sinne Mitglieder der Familie von Ahlefeldt, die fortan an der Schlei herrschen – und die viele hohe Beamte und Soldaten für die dänische Krone stellen.
1621. Der sehr schwere Winter dauert von November bis April.
1624. Ein noch strengerer Winter als 1621; ihm folgt ein heißer, trockener Sommer.
1625. Anhaltender Oststurm treibt die Wellen der Schlei 12 Fuß über die Ufer und richtet große Verheerungen an.
1657/58. Dänisch-schwedischer Krieg. 60.000 Mann verheeren Schwansen. Anschließend bricht die Pest aus, es folgen Cholera und Pocken.
100 Jahre später hat der Adel abgewirtschaftet und mit dem aufstrebenden Bürgertum kommt neues Blut und neues Geld nach Stubbe. Das Gut befindet sich von nun an in bürgerlichem Besitz, wobei die Familie Schmidt als erste zu nennen ist. Der aus dem benachbarten Angeln stammende Kaufmann und Reeder Peter Christian Schmidt ist als Gewinnler der über Hamburg verhängten Seeblockade im Ausweichhafen Tönning so zu großem Wohlstand gelangt. Er leistete sich gleich mehrere Güter, und Stubbe nebenher. Nach seinem Tod 1857 fällt Stubbe an seine Nachkommen, die es 1912 verkauften.
1709. Der Winter war so schwer, dass noch am 2. April Fußgänger über die Schlei kommen.
1730. Durchschnittliche Lebenserwartung im Kirchspiel Rieseby, zu dem Stubbe gehört: 28 Jahre.
1744. Die Maul- und Klauenseuche vernichtet die Viehbestände.
1750. Stubbe hat noch fünf Hufen Land, entsprechend 523 Hektar.
1792. Im Dezember toben an verschieden Tagen Herbststürme, die ihrer Heftigkeit nach für Erderschütterungen gehalten werden.
1800. Aufhebung der Leibeigenschaft in Stubbe.
1830. Durchschnittliche Lebenserwartung immer noch 28 Jahre.
1861. Deutsch-dänischer Krieg, 1864 Schleswig-Holstein wird preußisch.
1875 . Auf Stubbe leben 135 Personen.
Seinen heutigen baulichen Charakter verdankt Stubbe den beiden nun folgenden Eigentümern.
Kurt Waldthausen, aus einer reichen Bremer Patrizierfamilie stammend, erwirbt den Hof und baut das kurz zuvor abgebrannte repräsentative Torhaus wieder auf. Sein Namenskürzel „KW“ findet sich heute noch über dem Eingang. Viel Freude hatte Waldthausen an seinem Besitz nicht. Er fällt zu Beginn des ersten Weltkrieges an der Flandernfront.
Mit Peter Kruse aus Kappeln übernimmt ein tatkräftiger Mann das Gut. Er stammt aus Kappeln und hat es aus kleinen Verhältnissen zum Großkaufmann im Getreidehandel (Getreide AG) und zum Ehrenbürger der Stadt gebracht. In seiner Zeit wird das Herrenhaus ausgebaut, es entstehen die große Scheune und eine Siedlung für Landarbeiter. An allen Gebäuden findet sich noch heute sein Namenskürzel „PK“.
Kruse lebt auf dem Gut und er liebt das Gut und die Landschaft. Er steuert seinen Besitz umsichtig durch Krieg- und Nachkriegszeit und nach seinem Tode 1951 bleibt Stubbe noch bis 2005 im Besitz seiner Nachkommen.
Seither sorgt der Hamburger Reeder und Unternehmer Dr. Bernd Kortüm für die Wiederherstellung der Bausubstanz nach den Vorgaben des Denkmalsschutzes, und eine Modernisierung im Einklang mit einer biologisch-nachhaltigen Landwirtschaft. Mit seiner langen und reichen Geschichte nimmt Stubbe in der Region Schwansen eine besondere Stellung ein.
Textquelle: © by Svante Domizlaff, Hamburg